Definition
Die Baubiologie ist die Lehre von der gesamtheitlichen Beziehung zwischen den Menschen und ihrer Wohnumwelt. Die Baubiologie versteht sich fachübergreifend wo der Mensch als Gesamtheit angenommen wird.
Ziele der Baubiologie
Viele Gesundheitsprobleme sind die Folgen modernen Bauens. Die Baubiologie stellt sich die Frage, was steht dem gesunden Lebensraum entgegen, was ist für Mensch und Natur belastend, was bedeutet Nachhaltigkeit und was fördert eine gesunde und lebenswerte Umgebung.
Der Mensch ist Teil der Natur und es ist unnatürlich, wenn die Natur nicht Teil des Menschen ist. Das nächste ist die soziale Ausgeglichenheit. Der Mensch braucht die Gruppe und die Gruppe braucht den Menschen. Wenn man ihn von der Gesellschaft trennt, wird er nicht glücklich sein. Daher braucht es auch eine Rückbesinnung an einen lebenswerten und sozialen Lebensraum, in der prosperierende Lebensgemeinschaften durch eine nachhaltige und natürliche Wohnbauordnung entstehen.
Die Baubiologie hat das Ziel, die wirklichen Wohnbedürfnisse der Menschen für eine gesunde und lebenswerte Umgebung zu wecken. Einseitiges und rein profitorientiertes Denken und Handeln widerstrebt der Baubiologie. Es geht darum, das Gleichgewicht zwischen Mensch und Umwelt wieder herzustellen.
Der Baubiologe
Ein Baubiologe ist ein ausgebildeter Fachmann bezüglich gesundem und natürlichem Wohnen und Bauen. Dabei wird das Hauptaugenmerk auf die ganzheitliche Beziehung zwischen den Menschen und ihrer Wohn- und Arbeitsumwelt gelegt. Die Baubiologie ist ein sehr weites Feld über das er Bescheid weiß, daher wird er sich auf einen bestimmten Teilbereich konzentrieren. Es gibt den baubiologischen Messtechniker, der auf Grund seiner zusätzlichen Ausbildung mit seinen Messgeräten Giftstoffe und gesundheitlich bedenkliche Stoffe in Baumaterialien und Teilen der Wohnung ausfindig macht, sowie Strahlung (elektrisches Reizklima) aufspürt und Sanierungskonzepte bzw. Abhilfen vorschlägt. Dann gibt es den baubiologischen Gebäude-Energieberater, der bei Sanierung oder Neubau den Hausbesitzer bzw. Bauherrn Auskunft gibt, wie er am besten ein Gebäude mit wenig Energieverbrauch erreicht, und dabei natürliche und gesundheitlich einwandfreie Materialien verwendet. Es gibt auch den baubiologischen Raumgestalter (Licht, Farbe Ergonomie, Proportionen etc.) der für ein angenehmes und natürlichen Wohnen beratend zur Verfügung steht. Es gibt noch viele andere Bereiche in der Baubiologie, wo jemand tätig sein kann: Gesundheit, baubiologischer Architekt, ökosozialer Städteplaner usw. Auch wenn er irgendwo spezialisiert ist, so muss er doch im Gesamten eine Ahnung habe, wenn er z.B. mit anderen Leuten zusammenarbeitet, um diese richtig instruieren zu können, damit die gesamtheitliche Betrachtung, Gesundheit und Natürlichkeit nicht aus dem Blickfeld verschwindet. Er muss dazu die 25 Grundregeln der Baubiologie kennen.
Grundregeln der Baubiologie
Baustoffe sollten unverfälscht, natürlich und geruchsneutral sein, ohne Abgabe von Giftstoffen sowie eine geringe Radioaktivität aufweisen. Ebenso sollten Baustoffe und Baukonstruktionen Schall- und Vibrationsschutz für den Menschen bieten.
Die Raumluftfeuchte sollte durch die Verwendung von feuchteausgleichenden Materialien auf natürliche Weise reguliert werden. Optimale Oberflächen- und Raumlufttemperaturen und hohe Luftqualität durch natürlichen Luftwechsel ist für ein angenehmes und gesundes Raumklima unentbehrlich. Ein weiter Punkt ist die Vermeidung von elektromagnetischen Feldern, Funkwellen und elektrostatischer Aufladung.
Ebenso wichtig ist die Reduzierung und Vermeidung von Allergenen, Giftstoffen und Schimmel. Ein weiterer Angelpunkt ist die Nutzung von regenerativen Energiequellen und die Achtung der Umwelt, sowie das zur Verfügung stellen von sauberem, natürlichem und gesundem Trinkwasser. Nicht unwesentlich ist auch eine harmonische Raumgestaltung und die Gestaltung naturgemäßer Licht-, Beleuchtungs- und Farbverhältnisse. Wünschenswert ist auch ein Bauplatz ohne natürliche und künstliche Störfaktoren, abseits von Emissionen und Lärmquellen. Es sollten naturverbundene, individuelle Wohnungen und Siedlungen gebaut werden, die ein menschenwürdiges und familiengerechtes Umfeld bieten.
Philosophie
Eine Zivilisation ohne Kultur, die die Technik und die Materialien in den Vordergrund rückt, lässt den geistigen, den schöpferischen, künstlerischen und oft auch den biologischen Aspekt zu sehr außer Acht und gerät damit aus dem Gleichgewicht. Technik ist notwendig, weil es die Arbeit, das Ziel, den Nutzen usw. erleichtert. Aber es darf die Kultur selber nicht zu kurz kommen, das eigentliche Ziel, das was den Menschen zu einer höheren Daseinsebene bringt (in geistig-ethisch-moralischer Hinsicht). Die Technik selbst darf nicht zum Selbstzweck werden, sondern muss als Zweck angepasst werden, um das Ziel der Baukultur zu erfüllen. Weiter darf natürlich nicht die Biologie außer Acht gelassen werden, denn hier geht es um das Leben selbst (Gesundheit, Langlebigkeit, Nachhaltigkeit usw.) Daher muss es ein Gleichgewicht zwischen Baukultur, Bautechnik und Baubiologie geben. In diesem Dreiergespann darf die Baubiologie nicht fehlen. Die Baubiologie bringt die Kultur auf ein höheres naturgemäßes Niveau!